Zwischen Beethoven und Biermann Porträt Frank Willi Schmidt

Zwischen Beethoven und Biermann Frank Willi Schmidt Alakus Lampertheimer Zeitung Februar 2012

(Lampertheimer Zeitung Februar 2012, Bericht von Petra Gahabka)

Zwischen Beethoven und Biermann

Porträt:
Frank Willi Schmidt spielte vor Angela Merkel und dem Papst- sogar Marylin Monroe kennt er, irgendwie…

Von Petra Gahabka

„Ich muss mich nie groß verbiegen. Die Projekte, die ich angeboten bekomme, machen stets Spaß“, sagt Frank Willi Schmidt, der bei den Veranstaltungen der Musiker-Initiative ebenso wenig fehlen darf wie bei der Live-Jam im Neckartal. Morgen zupft der Bassist bei den Hit-Legenden in der Hans-Pfeiffer-Halle die Saiten, am 23.März steht er im Alten Kino bei „Bollis Nacht“ auf der Bühne.

Fragt man den gebürtigen Lampertheimer nach seinem Lieblingsinterpreten, dann zeigt die Antwort „von Beethoven über Beatles bis Biermann“ wie breitgefächert sein musikalisches Spektrum ist. Der 45-jährige ist in vielen Genres – u.a. Jazz, Klassik, Pop, Rock, Meditative und experimentelle Musik zu Hause. Neben seinem Mitwirken bei über 40 CDs und DVDs, war er schon oft im Hörfunk und bei Sendungen von ARD, ZDF, SWR, hr oder MTV präsent. Auch mit seinen eigenen Projekten „Nosferatu“, „Dracula“ und dem Salonmusikensemble „Bluesette“ setzt er niveauvolle Akzente.

Vor Bundeskanzlerin Angela Merkel spielte er bereits zwei Mal. Im Weihnachtsprogramm von Ex-Modern-Talking-Sänger Thomas Anders wirkte er in drei aufeinanderfolgenden Jahren mit. Beim Weltjugendtag in Köln 2005 gehörten bei der Nacht- und Abschlußmesse, Pabst Benedikt XVL, 1,2 Millionen Pilger vor Ort und über einer Milliarde Fernsehzuschauer, zum Auditorium. Zweifelsohne kann der Bassist, Komponist und Backgroundsänger als Ausnahmemusiker bezeichnet werden.

Seine ersten Erinnerungen, die mit Musik zu tun haben, beziehen sich auf den morgens vor dem Spiegel singenden Vater und den Opa, der das Wunschkonzert im Radio verfolgte. Mit sechs Jahren sang er dann im Kinderchor, weitere Chöre folgten. Seine erste Präsenz in der Zeitung hatte der damalige Erstklässler allerdings dem Umstand zu verdanken, dass er der jüngste Frei- und Fahrtenschwimmer in Lampertheim war.

Bei den Pfadfindern entdeckte Schmidt schließlich seine Liebe zur Gitarre. Es war die Zeit der Mono-Plattenspieler, mit eingebautem Lautsprecher im Deckel. Darauf lernte er eine Menge Songs der Beatles kennen und spielte sie auf dem Saiteninstrument eifrig mit. Der Stereo-Plattenspieler der Schwester brachte den Stein schließlich ins Rollen: „Ich merkte, dass da etwas war, was die Musik erst richtig rund werden ließ“.

Von da an war er immer mehr bestrebt, die tollen Bass-Linien mitzuspielen – was auf der Gitarre aber nie zur vollen Zufriedenheit klappte. 1982 wurde der erste Bass angeschafft und in der hiesigen Musikschule das zupfende Spiel mit Zeige- und Mittelfinger erlernt. Im gleichen Jahr feierte Schmidt beim Weihnachtsgottesdienst der Gesamtschule in der Kirche Maria Verkündigung sein Bühnendebüt als E-Bassist.
Mit 19 zog er wegen der Ausbildung zum Medizinisch Technischen Assistenten nach Frankfurt.

Erwähnenswert: Seine damalige Vermieterin war die Synchronsprecherin von Marilyn Monroe.

Nach dem Zivildienst fiel der Entschluss, das Arbeitspensum auf ein Minimum zu beschränken und die Musik in den Mittelpunkt zu stellen. 2007 kehrte er der Liebe wegen in die Spargelstadt zurück. Für die 24-Stunden-Schicht in der Röntgenabteilung fährt der Berufsmusiker bis dato einmal pro Woche in die Mainmetropole.

Zuhause stehen acht Bässe, zwei Kontrabässe, ein Akustikbass und eine Singende Säge. Das meiste davon sind Auftragsinstrumente. Zu den Auftritten neben klassischen Konzertbühnen auch oft in Theatern und Kirchen, wird dann das passende eingepackt. Bei der Hamlet-Inszenierung muss wegen des großen Klangumfangs beispielsweise der sechssaitige Kontrabass mit. Hier spielt Schmidt Passagen, die sonst von einer Geige gespielt werden. Nach dem Motto „alles außer gewöhnlich“ ist er unter anderem bei „Flutemotion-10 Querflöten und ein Kontrabass“, dem Musical „Blues Brothers“ in Luisenburg, „Woyzeck“ am Staatstheater Darmstadt oder mit der Gospelsängerin Pat Garcia zu hören. Neben seinem Engagement in der Lampertheimer und Bürstädter Musikszene stehen Band-Coaching mit der Jugendband der Lukasgemeinde und der Volkshochschulkurs „Ton in Ton“ mit Freundin Ute auf dem Programm. Am 16.Juni spielt er gemeinsam mit dem Organisten Peter Schnur bei der „Nacht der Kunst“ in Worms.

Der überzeugte Vegetarier und begeisterte Schwimmer steht wochentags kurz vor sechs Uhr auf, ab 7.30 Uhr wird geübt. Perfektionismus, Disziplin und Genügsamkeit haben ihn die letzten drei Jahrzehnte sehr weit gebracht. Doch Frank Will Schmidt ist einer, der mehr zum Understatement als zur Großspurigkeit neigt.

„Ich habe noch so viele Berge zu besteigen, dass ich bescheiden sein muss, ob der Vielfalt die es gibt.“
(Lampertheimer Zeitung Februar 2012, Bilder und Bericht Petra Gahabka)

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